Jugend

Ist eine Dirt-Bike-Strecke mehr als ein Haufen Matsch?

Der erste Eindruck kann schon mal irritieren. Einige Hügel unterschiedlich hoch und steil, teils sind sie etwas bewachsen, manche haben Fahrrinnen und es gibt ein paar Pfützen, mehr ist es nicht so ein Dort-Bike-Park oder?

Auf dem ehemaligen Festplatz in Rechtenbach entstand in einem knappen Jahr Bauzeit eine Hügellandschaft aus Erde und Lehm, eingeweiht wurde der sogenannte Dirt-Bike-Park oder auch die Dirt-Bike-Strecke im Herbst 2015. Die Baukosten belaufen sich auf 100€ für Werkzeuge zum Schaufeln und Gestalten. Den Baustoff, überwiegend Erdaushub von Baustellen, wurde von einer Firma kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Arbeit hat nicht der Bauhof oder eine externe Firma übernommen, sondern die Jugendlichen Nutzer selbst. Jetzt wird die Strecke, egal bei welchem Wetter, von 30 bis 80 Jugendlichen benutzt. Es muss auch gar nicht jeder fahren, daneben sitzen und plaudern ist genauso schön, jeder macht dort wonach ihm gerade ist. Die Jugendlichen haben ihren Freiraum, drum herum gibt es keine Anwohner die gestört werden können, anliegende Vereine haben sich mit ihnen gerne arrangiert.

Doch das war nicht immer so, in den zwei Jahren zuvor fuhren die Biker mit ihren Rädern mangels Alternativen auf und um das Schulgelände in Rechtenbach herum. Manchmal wurden sogar Teile der damaligen Grundschulbaustelle zweckentfremdet. Diese Situation war für die Schulleitung nicht länger tragbar und auch Anwohner und Eltern machten sich Sorgen. Auch die Jugendlichen selbst waren unzufrieden. Und so dauert es nicht lange, bis die Situation an die Kommunalpolitiker herangetragen wurde. Wir als Grüne waren im Gespräch mit Anwohnern und Jugendlichen, beide haben uns ihre Perspektive geschildert. Wir haben uns entschieden diese Perspektiven in die politischen Gremien mitzunehmen und dort nach Lösungen zu suchen. Einige forderten schnell härteres Durchgreifen, mehr Regel, Polizei und Konsequenzen für die Jugendlichen. Wir waren jedoch davon überzeugt, dass so keine dauerhafte Lösung gefunden werden kann, die alle glücklich macht und das Problem wirklich löst. Stattdessen haben wir uns stark dafür gemacht, dass die Jugendlichen ihren eigenen Raum bekommen sollten. Der Festplatz erschien allen Beteiligten als geeignet, da schön länger nicht genutzt. Nach dieser ersten Idee 2012 machten wir uns in zahlreichen Gremiensitzungen dafür stark, dass die Jugendlichen ihren Ort bekommen und ihn selbst gestalten dürfen.

Es war nicht immer unumstritten, jetzt können wir jedoch sagen, die unbefriedigende Situation an der Schule hat sich entspannt. Die Strecke wird von vielen gerne genutzt und stört in der neuen Umgebung niemanden mehr. Natürlich werden wir das Projekt weiter begleiten und auch kritisches dazu mit einbeziehen. Erstmal aber freuen wir uns, dass ein von Jugendlichen selbst gestaltetes Projekt so erfolgreich ist. Wir resümieren also was für den einen Betrachter bloß ein Haufen Matsch ist, kann für Jugendliche der eigene gestaltete und erkämpfte Freiraum sein, den man pflegt und hegt und auch gerne mal stolz präsentiert!